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JaneDoe's avatar

In der Welt ist ein Interview mit Burkhard Benecken. Darin äußert er sich auch zu Söring. Das Interview hat niemand geringeres geführt, als Katja Mitic. Interessant ist, dass sie nun etwas zurückrudert und auch etwas kritischer Söring hinterfragt.

Hier mal ein Beispiel:

WELT: Nehmen wir also einen wesentlichen Punkt aus dem Fall Söring, der zu seiner – wie er sagt – falschen Verurteilung geführt haben soll. Das Geständnis, bei dem er gelogen haben will, um seine Freundin vor dem elektrischen Stuhl zu retten.

Benecken: Falsche Geständnisse gibt es viel häufiger als man denkt. Gerade in Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen machen Gerichte oft das Angebot einer Bewährungsstrafe für den Fall eines Geständnisses. Da „nicken“ viele Angeklagte auch unzutreffende Vorwürfe ab, um nicht das Risiko einer Haftstrafe einzugehen, obwohl sie unschuldig sind.

Ähm ja, also Söring hat die Vorwürfe nicht einfach abgenickt. Aber das wird Herr Benecken sicherlich wissen, wenn er sich so intensiv mit dem Fall beschäftigt hat 😉

Das Interview bietet noch mehr interessante Einblicke, wie Sörings "useful idiot" funktioniert und er den Fall sieht.

Hier der Link dazu: https://www.welt.de/vermischtes/plus245430158/Gericht-Zu-viel-Taeterschutz-Diese-These-ist-ein-Maerchen.html

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Arctic Warrior's avatar

Der Welt-Artikel ist leider hinter einer Paywall, aber trotzdem danke fürs Posten.

Was mir an dem Benecken-Buch neu war, ist die Darstellung, dass Sörings Geständnisse angeblich notwendig wurden, um „europäischen Gerichten“ zu beweisen, dass Söring in USA auch wirklich die Todesstrafe drohte. Das war - für mich zumindest - mal eine ganz neue Variante.

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Agatha C.'s avatar

....um "europäischen Gerichten" zu beweisen.....Hahaha...

Was manche Leute so aus dem Hut zaubern, um einen guten Witz zu landen!

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JaneDoe's avatar

Diesen Mumpitz hat Söring auch schonmal in einem seiner Videos zum Besten gegeben.

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Doc Crimescene's avatar

Die tatsächliche Reihenfolge ist wohl eher so, dass das Geständnis gegenüber dem deutschen Staatsanwalt zwei Gründe hatte. 1. Söring

in einen stark alkoholisierten Zustand zu versetzen (Milderne Umstände, Totschlag) und 2. Beweismaterial für eine Anklage in Deutschland mit einer notwendigen Auslieferung nach Deutschland zu erwirken und der Auslieferung in die USA zuvorzukommen!...Söring hat sich die damalige Empfehlung dazu von seiner Bonner Anwaltskanzlei expost testieren lassen. Andrew hat das Schreiben vorliegen!

Der Satz scheint vermurkst zu sein und hört sich funktional richtig eher so an: Ohne Geständnisse keine Anklage auf Capital Murder und somit besteht kein Grund, die Auslieferung in die USA anzufechten.

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Arctic Warrior's avatar

Im Buch wird es so dargestellt, dass Söring nach tagelangen Verhören in England dem Druck nicht gewachsen war, seine Freundin schützen wollte und deshalb gestand. Man habe ihm sein Recht auf einen Anwalt verweigert. Auf dem entsprechenden Formular habe er nur deshalb schriftlich auf einen Anwalt verzichtet, weil er nicht irgendeinen Anwalt wollte, sondern den, den er schon hatte. Kreativ und einfallsreich ist er, der Söring, das muss man ihm lassen.

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Doc Crimescene's avatar

Ich glaube du wirfst da etwas durcheinander. In seinen Büchern schwafelt er doch von Charles Dickens und dem Opfer auf der Guillotine. Und dem Versprechen Elizabeth gegenüber ihre Schuld zu übernehmen, was einem Countdown von 4 Tagen gleich kam. Angeblich wollte er seinen Anwalt fragen, ob er partial diplomatic immunity hat. Scheinbar aber einen US Anwalt, denn um dieses Land, dem er strafrechtlich entkommen will, geht es ja! Elizabeth hätte er schon am ersten Tag vor der Todesstrafe bewahrt. Da ist sogar was dran. Mit Hilfe seines Geständnisses wurde auch die Anklage gegen Haysom abgemildert. Was du meinst, ist die Strategie von Neaton das Londoner Geständnis vor dem Bedforder Gericht zu kippen während dem Pre Trial. Weil man ihm gegenüber, so Söring androhte, Elizabeth körperlich etwas anzutun. Ja Söring hat mehrere Argumente, die er ziehen kann. Als ich ihn mal danach fragte, wie er darauf kam, dass der Lappen in der Waschmaschine ein "damp rug" sei, habe ihm Neaton das mitgeteilt. Wichtig ist der Satz, beinahe hätte ich die Wahrheit gesagt. Tja, dieser kam er dann wohl vor dem deutschen Staatsanwalt etwas näher. Es gibt noch einen interessanten Aspekt. Haysom sagt in ihrem Prozess an einer Stelle aus, dass Söring sie gefragt hätte, ob sie den Ermittlern etwas von "mace" also Tränengas/Pfefferspray ähnliches erzählt habe. Brüller...da erzählt die Frau was von Phantasien sich die Eltern blos tot zu wünschen, aber nicht ermordet und dann haut sie ein weiteres Element für den perfekt geplanten möglichen Überwältigungsmord raus. Als ob während der Autopsie sich irgend jemand noch über gerötete bzw gereizte Augen gewundert hätte. Es waren ziemliche Provinzermittler, total überfordert. Soviel ist sicher.

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Arctic Warrior's avatar

Das Benecken/Reinhardt-Buch hält sich nicht mit Details über den Haysom-Fall auf, sondern erklärt Söring pauschal für unschuldig und zu Unrecht verurteilt. Davon abgesehen, dass das schlicht falsch ist, kann man Benecken und Reinhardt zugestehen, dass ihr Buch auch gar nicht den Anspruch erhebt, sich näher mit dem Haysom-Fall zu befassen. Söring ist hier nur ein plakatives Einstiegskapitel ins Thema „Unschuldig verurteilt“. Wenn die Herren Benecken und Reinhardt sich mit etwas mehr als nur dem allgegenwärtigen Söring-Propagandamaterial befasst hätten, hätte ihnen auffallen müssen, dass gerade dieser Fall sich mitnichten für ihr Buch eignet. Aber Moment, jetzt kommt doch im Herbst diese Netflix-Serie! In der Werbe-Branche nennt man das einen Synergieeffekt.

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Doc Crimescene's avatar

Das US Justizsystem ist halt anders. Staatsanwalt und Verteidigung haben über geladene Zeugen und Gutachten, Beweise und Indizien mittels geregeltem Befragungsmuster (abwechselnd) ein paar Tage/Wochen Zeit, eine Meinung bei 12 Jurymitgliedern zu etablieren. Was ist da "beyond reasonable doubt" und wer tritt so leidenschaftlich ein wie Henry Fonda in dem Film. Söring erwartet einen Zweifel dafür, dass man ihn nicht eindeutig mit dem Tatort verbinden kann und die forensischen Ergebnisse so uneindeutig sind. Das ist nicht unnachvollziehbar. Aber die Definition eines Zweifels, legt die Jury nun mal selber fest. Und das er Täterwissen hat, verbindet ihn halt mit dem Tatort!

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